HONDA XL 500 S
Vollblut-Enduro
Honda galt jahrelang als Trendsetter in allen Kategorien des Motorradbaus. Mitte der 1960er Jahre setzte sich ein Trend in Bewegung, der die Motorenkubatur immer größer werden ließ. In der Konsequenz musste die Honda XL 500 entstehen. Charakteristisch für dieses Modell war das 23″ große Vorderrad und der über den Kickstarter automatisch betätigten Auslassventilheber.
Tech-Specs
- 1 Zylinder, 4 Takt | 4 Ventile, OHC | 498 ccm | 1 Keihin Kolbenschiebervergaser 32 mm | 27 PS (5500 U/Min) | 40,6 Nm | Höchstgeschwindigkeit: 132 km/h | Leergewicht: 132 kg | Bremsen: Simplex Trommelbremsen vorne und hinten | 5 Gang Schaltung | Kickstarter mit autom. Ventilheber
Angetrieben wird die Honda XL 500 von einem durchzugstarken, luftgekühlten Einzylinder-Viertakt-Motor mit Vierventil-Zylinderkopf, der in kleinerer Bauart von der 250er bekannt war. Das OHC-Triebwerk hatte einen Hubraum von 498 ccm und erzielte eine Maximalleistung von 34 PS bei 5.500 Umdrehungen pro Minute. Als maximales Drehmoment erreichte das Aggregat erstaunliche 40,6 Nm bei 5.000 U/min.
Bestandsaufnahme und Restauration
Das Ziel dieser Restauration war es zunächst, wieder Leben in die betagte Honda XL 500 S aus 1981 zu hauchen. Sie sollte aber nicht nur wieder funktionieren, sondern auch für die nächsten Jahrzehnte alltagstauglich und zuverlässig bleiben. Gleichzeitig sollte aber die Patina und der optische Veteranenstatus so weit wie möglich und sinnvoll erhalten bleiben.
Beim Auseinanderschrauben, Zerlegen, Saubermachen oder auch etwas romantischer „der alten Dame etwas näher kommen“ gab es einiges, was man nett als „historisch gewachsen“ beschreiben könnte.
Der Kabelbaum war eine Katastrophe, Lusterklemmen und Isolierband wohin das Auge auch nur fiel. An vielen Stellen half nur eine Kur mit einem Seitenschneider und neu eingelöteten Kabeln und Steckern. Im Zuge dessen wurde auch eine originale Lenkerarmatur wieder in den Dienst gerufen. Interessantes Detail an diesem Modell ist, dass das elektrische System über zwei getrennte Stromkreise verfügt: Einer ist für die Zündung, der andere für das leuchtende Beiwerk zuständig. Offroad-Fokus eben. Neben neuen Steckverbindungen und neuen Batterie- und Zündkabeln wurde auch ein 6V Spannungsbegrenzer eingebaut, der dem Scheinwerferlämpchen schützend zur Seite steht.
Um Gewicht zu reduzieren, war der Einschleifen-Rohrrahmen unten offen und der Motor als mittragendes Element konstruiert. Dadurch werden Undichtigkeiten zwischen Ventil- und Zylinderkopf begünstigt. Auftretender Ölaustritt resultierte in der Regel aus Beschädigungen der Nockenwellenlager. Die gleitgelagerte Nockenwelle reagierte nämlich empfindlich auf einen Mangel an notwendigem Schmierstoff. Auch bei diesem Motorrad wurden die zu klein ausgelegten M6 Gewinde am Ventilkopf überdreht, so dass dieser sich nicht mehr richtig festziehen ließ. Diverse Schichten an Dichtmasse und Silikon zeugten von Reparaturversuchen vergangener Jahre…
„Der Motor lief noch vor ein paar Jahren…“ – wie ich diese Aussage liebe. Nun gut, es ist noch alles dran und inkontinent scheint der mächtige Einzylinder auch nicht zu sein. Der Zustand des Vergasers machte mich doch etwas stutzig. Es scheint, als fehlte die Kaltstartvorrichtung komplett. Gibt’s das? Außer Öffnung für die die Chokeklappenwelle war nichts mehr zu finden. Das heißt, dass die letzten Jahrzehnte immer Falschluft angesaugt wurde. Auch vom Chokezug zur Betätigung gab es keine Spur mehr. Da das Originalteil nicht mehr verfügbar war, musste ein baugleicher Chokezug einer Honda Fireblade an der originalen Stelle links neben dem Scheinwerfer verbaut.
Rahmen, Gepäckträger und Schwinge waren stark angegriffen, teilweise mit Rostansätzen. Eine Radikalkur war angesagt: Sandstrahlen und danach Kunststoffbeschichten – damit sollte Schluss mit Oxidation sein. Noch Schlimmer vom Rost befallen waren der Auspuffkrümmer und der Endschalldämpfer – letzterer ein Fall für die Tonne und musste gegen ein Nachbauteil getauscht werden. Der Auspuffkrümmer wurde auch gestrahlt und danach hitzeresistent beschichtet. Auf der rechten Seite musste die XL wohl mal einen Einschlag hinnehmen. Man muss kein Columbo sein, um darauf zu kommen: Der Lenker und Bremshebel waren verbogen, ebenso der Scheinwerferhalter und dessen Verkleidung (ab Modelljahr ’81 hatte die XL ein Plastikschild drann). Die Teile konnten aber wieder ausgerichtet werden. Nur der Bremshebel wurde gegen ein Neuteil getauscht und dient seit dem als Kleiderhaken.
Der Tank im wunderschönen Originalfarbton „Magnum Silver Metallic“ war noch in einem sehr guten Originalzustand und sollte so auch erhalten werden. Der Kotflügel war stark zerkratzt, die Seitendeckel deto. Originale Dekorsätze für einen Seitendeckel und Frontmaske konnten noch aufgetrieben werden, die rote Linierung wurde originalgetreu nachgearbeitet.
Für eine Restauration sind natürlich Originalteile unabdinglich. Zum Glück waren nahezu alle Anbauteile, wie Scheinwerfer, Verkleidungsteile, Blinker, Rücklicht, etc. noch erhalten, zwar stark verschmutzt, aber noch mit von der Partie.
Natürlich wurden bei der Restauration neben der Funktion und penibelste Teilereinigung auch auf maximale Detailtreue hinsichtlich Originalität, bis hin zu originalen Honda-Schrauben, geachtet.
Restaurationsumfang:
- Sandstrahlen und Neubeschichtung des Rahmens und Gepäckträgers
- Behebung eines Unfallschadens auf der rechten Seite (Lenker, Fußrasten)
- Lackierung des Kotflügels, Schwinge, neuer Dekorsatz
- Reparatur des Zylinderkopfes (siehe Problembeschreibung oben)
- Überarbeitung der Elektrik: Kabelbaum repariert, neue Kabel eingezogen und Steckverbindungen überarbeitet; Einbau eines 6V
- pannungsbegrenzers; neue Zündkabel, Zündkerzen- und stecker.
- Lenkerarmatur wurde gegen das Originalteil getauscht und die Schaltung entsprechend wieder in Stand gesetzt.
- Umfangreiche Reinigung und Konservierung aller Motoren-, Vergaser- und Anbauteile.
- Neue Verschleißteile: Bremsen, Bowdenzüge, Batterie, Luftfilter, Gummiteile
- Neuer Endschalldämpfer
- Neue Originalschrauben
- Ultraschallreinigung und Überholung des Vergasers, Nachrüstung einer Kaltstartvorrichtung und neuem Chokezug.
- Überholung der Gabel, neues Lenkkopflager
- Motoren- und Fahrwerkservice
Das Ergebnis macht Freude, denn die Maßnahmen haben gefruchtet! Die XL 500 S erstrahlt wieder im Originalzustand und überholter Technik. Obwohl für den härteren Offroad-Bereich konzipiert, wird sie ihren Ruhestand doch geruhsamer verbringen…
Quellen: Nippon-classic.de und Wikipedia
Detailfotos
Der XL 500 Motor ist ein echter Dampfhammer mit moderner Technik.